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POM 2018 - Vorgezogener Frühling?


Eigentlich hätte es für Helga und mich das Gran Canaria O-Meeting rund um Silvester werden sollen - als kurze Flucht aus der winterlichen Tristesse. OL, Sonne, Meer und gutes Essen wenn in Wien nur Nebel, die Farbe Grau und dicke Jacken vorherrschen. Aber irgendwie waren wir mit unserer Idee (und allen Buchungen) schon spät dran, Flug, Quartier und Mietwagen zwischen Weihnachten und Silvester auf Gran Canaria schon unverschämt teuer und wir auf der Suche nach einer Alternative. Die war auch schnell gefunden: POM 2018 - das Portugal O-Meeting!

Die Eckdaten: 4 Tage OL Anfang Februar mit 5 Wettkämpfen, Zentralort Evora, ca. 130km östlich von Lissabon (also im Landesinneren), über 2200 Teilnehmer, Temperaturen so um die 15 Grad Celsius und gerne viel Sonne. Die vergangenen POMs wurden oft von der Welt-Elite im Zuge ihrer südlichen Trainingslager besucht - so auch heuer. Und zwar in einem Ausmaß, dass eine eigene Super-Elite-Kategorie bei den Herren geschaffen werden musste, weil die Elite-Kategorie alle Zeitrahmen beim Einzelstart gesprengt hätte. Uns betraf das nur am Rande, wir waren stolz heuer wieder um 5 OL-Jahre gealtert zu sein und in Portugal unsere W/M-45 Premiere feiern zu dürfen.

Unsere Reiseplanung sah eine knappe Woche Urlaub vor, mit Flug nach Lissabon, Mietwagenfahrt nach Evora, OL und Sightseeing, im Anschluss eineinhalb Tage Lissabon zur Entspannung und Flug retour ins frostige Wien.

Etappe 1 - Urban Middle in Evora: beim Frühstück stellten wir fest, dass wir nicht die einzigen OLer waren, die dieses Hotel auserkoren hatten. Die Nähe zum Ziel der ersten Etappe war aber auch zu verlockend. Uns erwartete eine Middle durch die teilweise engen und verwinkelten Gassen und Straßen von Evora, gelegen auf einem sanften Hügel. Vorbei an den Resten eines römischen Tempels und Aquädukts, strahlend weißen Häusern und über sehr holpriges Kopfsteinpflaster. Eine gute Karte, eine anspruchsvolle Bahn, Ziel in einer Sporthalle und strahlend blauer Himmel sorgten für einen schönen Wettkampf-Einstieg. Ich hatte nur einen dämlichen Konzetrations-Fehler zu P2 (falsche Gasse genommen und dann auch noch schlecht korrigiert) und mit dem Lauftempo zu kämpfen: wenn mein OL-Hirn mitbekommt, dass ich Straßen-Laufschuhe anhabe und eine Stadt-OL-Karte in Händen halte, wird auf Maximal-Tempo geschalten. Bei 15-20 Minuten Laufzeit verträgt sich das ja noch mit meinem körperlichen Sprint-Vermögen, bei über 30 Minuten Laufzeit hat sich mein Körper überfordert gefühlt und ich musste im Mittelteil schon Tempo rausnehmen (und am nächsten Tag noch büßen). Helga erging es ungefähr genauso. Aber trotzdem war es ein wunderschöner OL. Hier noch die Karte der Etappe 1:

Etappe 2 - Long in S. Bartolomeu do Outeiro: die Etappen 2, 3 und 4 fanden alle im selben Gebiet und mit dem selben Wettkampfzentrum in einem kleinen (wenig sehenswerten) Örtchen statt. Sehenswerter war schon eher das Laufgebiet: sanfte Hügel und Täler, bewachsen mit Kork-Eichen die anscheinend nur in großem Respektabstand zueinander wachsen wollen. Zwischen den Bäumen viel Gras, von Kühen und Schafherden auf angenehm belaufbare Höhe getrimmt. Durchsetzt von Steingruppen und Felsplatten, ein paar Wegen, einigen Zäunen und vereinzelt dunkelgrüne Flecken ergibt das ein superschnell belaufbares OL-Gebiet - also ganz mein Metier...not!

Das Wetter war eher trüb und nebelig, passend zu meiner Performance. Unsere Vorbereitung für diese Etappe war wenig förderlich für ein gutes Rennen: am Vorabend das Hotel-All-You-Can-Eat-Buffet geplündert (ooooh, diese Nachspeisen!!), viel zu viel gegessen, in der Nacht schlecht geschlafen, in der Früh dann doch noch geschlafen und dann prompt verschlafen. Somit war das Morgenprogramm inkl. 40 Minuten Anreise zum OL ein wenig stressig. Dann haben wir uns noch bei der Länge des Weges zum Start verschätzt, bei mir ging es sich aus, Helga musste die Late-Start-Spur benutzen. Detail am Rande: Helga und ich hatten bei allen Etappen nie mehr als 10 Minuten Startzeit-Differenz - gute Organisation! Am langen Weg zum ersten Posten merkte ich dann nicht nur die Etappe 1 in den Beinen sondern auch das Abendessen des Vortages, den Schlafmangel und fühlte mich generell eher grippig/krank und nicht sehr lauffreudig. Aber trotzdem war es ein tolles OL-Erlebnis in diesem Gelände, technisch lief es nahezu fehlerlos - nur körperlich ging mir immer mehr der Saft aus. Ab P8 ging dann gar nichts mehr, ich wechselte von Laufen zu Gehen und beschloss bei P10 den Lauf abzubrechen. Leider war ich gerade im Ost-Teil der Karte und das Ziel im West-Teil. Also wanderte/trabte ich auf Wegen Richtung Ziel und ärgerte mich über die vergebene Chance einen geilen OL schnell und sauber zu laufen. Hier wieder die Karte, leider ohne der linken Hälfte:

Am Nachmittag kurvten wir noch mit dem Auto durch die Umgebung und besuchten einige Menhire und den Cromlech von Almendres - also mehrere Monolithe die vor laaaaanger Zeit zu Kreisen zusammengestellt wurden - der Grund dafür ist nicht ganz geklärt, die Ausrichtung könnte etwas mit Sonne, Jahreszeiten, etc. zu tun haben. Man könnte es auch für eine Hinkelstein-Ausstellung von Obelix halten.

Etappe 3 - Middle in S. Bartolomeu do Outeiro: Nach Nebel am Vortag erwartete uns an diesem Tag wieder strahlender Sonnenschein. Selbes Wettkampfzentrum, westlicher Teil der Karte, ähnliches Gelände wie am Vortag, tendenziell sogar noch schneller belaufbar. Mir gefiel diese Etappe im Nachhinein betrachtet am besten. Ich hatte ein fehlerloses Rennen - bis auf einen mega-dämlichen Fehler: bis P9 lief ich super konzentriert und hab mich wohl bergauf zu P10 zu sehr geistig erholen wollen. Ich hatte im Kopf "den Weg queren und dann links auf den Rücken zum ersten großen Felsen". Ich lief den Hang bergauf und irgendwann dachte ich mir "wo bleibt eigentlich der Weg, das dauert ja schon ewig"... Stehen geblieben, Gegend gecheckt und die Erkenntnis: Ich hatte den Weg überlaufen und war schon viel zu hoch (auf Höhe von P11) - ist mir so auch noch nie passiert, der Weg war deutlich und ich konnte mich auch erinnern über einen Weg gelaufen zu sein. Der Rest war dann wieder technisch sauber, als Tempo hatte ich mir sicherheitshalber keinen Vollgas-Lauf sondern einen Lauf mit ein wenig Handbremse vorgenommen und auch durchgezogen. Fühlte sich wieder gut an und Helga und ich genossen jede Minute des Laufs.

Night-Sprint in Portel: Weil uns ja ein OL pro Tag nicht reicht hatten wir uns noch für den Nacht-Sprint in dem Städtchen Portel angemeldet. Dieser Lauf zählte nicht für die Gesamtwertung sondern war "just for fun". Geboten wurde uns zwar eine mächtige Kulisse mit einer illuminierten Burg am Hügel im Stadtzentrum, aber ein eher langweiliger Sprint-OL. Einziges Handicap: die Bahn führte natürlich auf die Burg hinauf. Wir hatten trotzdem unseren Spaß und freuten uns über fehlerlose Läufe (weil technisch kaum gefordert). Helga leider nur bis zum Auslesen des Chips: sie hatte einen kurzen Versetzer-Posten übersehen und ausgelassen. Aber egal, es ging ja um nix!

Etappe 4 - Long in S. Bartolomeu do Outeiro: Schlussetappe wieder mit dem selben Wettkampfzentrum, diesmal wieder Langdistanz, wieder strahlend blauer Himmel und beinahe schon zu warme Temperaturen. Diesmal stand der Ost-Teil der Karte am Programm mit einer Nuance steilerem Gelände. Meine Bahn hatte zwei lange Routenwahlen, die erste legte ich eher faul über viel Weg an, die zweite nahezu "unterm Strich". Die restlichen Posten klappten diesmal komplett fehlerlos, das Tempo hatte ich auch diesmal wieder vorsichtshalber ein wenig gedrosselt. Obwohl über 2200 StarterInnen dabei waren und wir zwar spät aber nicht am Schluss des Feldes starteten traf ich zwischen P5 und P13 bis auf die Besatzung eines Getränkepostens niemanden. Nicht einmal irgendwo in der Entfernung, nicht einmal eine Kuh, Schaf...

Helga hatte auch wieder einen guten Lauf und wir waren sehr zufrieden mit unserem Abschluss des POM 2018. Über die konkreten Platzierung breiten wir aber trotzdem den Mantel des Schweigens.

Nach der letzten Etappe ging es wieder retour nach Lissabon. In einem genialen kleinen Hotel in der Nähe des Rossio hatten wir uns 1,5 Tage eingebucht um noch ein paar der Highlights von Lissabon zu besichtigen. Wir waren schon vor 10 Jahren (im Zuge unserer ersten Senioren-WM - verdammt wir werden alt) in Lissabon und fanden das Aquarium damals sehr imposant. Ergo besuchten wir es heuer wieder und es ist noch immer beeindruckend riesig.

Natürlich besuchten wir auch das Castelo de Sao Jorge - die Burg oberhalb der Altstadt. Unsere müden LäuferInnenBeine wollten die Museums-Straßenbahn benutzen um zur Burg zu gelangen aber die Touristenschlange an der Talstation überredete unsere Beine den Rest unserer Körper über viele Stufen vorbei an vielen Graffitis doch auf den Berg zu tragen. Oben angekommen genossen wir das Panorama über die Altstadt und konnten der Versuchung nicht widerstehen bei 10 Grad Celsius (immerhin plus) Kaffee auf einer Terrasse mit Blick über die Dächer Lissabons zu geniessen.

Fazit: schöne OL-Gebiete, gute Organisation, viel Sonne, tolle Landschaft und sehenswerte Städte - genau richtig um dem Wiener Winter Mief zu entfliehen. Übrigens: 2019 findet Anfang März das POM rund 200km nördlich von Lissabon in geilen Küstenwäldern statt - wir werden dabei sein! Wer hat noch Lust?

www.pom.pt - dort gibt es auch für alle Routentüftler die Karten & Bahnen von allen Etappen und allen Kategorien!

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